Umgangsrecht



Als nicht verheirateter Vater war ich - wie hunderttausende anderer Väter auch - nach dem fett eingesessenen, feministisch orientierten Familienrecht von der subjektiven Befindlichkeit einer Mutter abhängig, die schon immer der Ansicht war

"... das sind MEINE Kinder!"
"Für meine Kinder bin nur ich zuständig!"
"Nichts ist so leicht zu ersetzen wie ein Vater!"

Logischerweise führte das zur schweren PAS-Indoktrination der älteren Tochter während ihrer Pubertät und zum schweren Umgangsboykott mit der kleineren Tochter L. Im Alter von 4-5 Jahren wurde ihr innerhalb von 2 Jahren der Umgang mit ihrem Vater für einmal 6 Monate und einmal 8 Monate am Stück von der Mutter verboten!

Konsequenz war gleich nach der ersten Novelle des Familienrechtes zum 01.06.1998 ein Umgangsrechtsurteil, mit dem ich den geregelten Umgang mit meiner damals knapp 6 Jahre alten Tochter anstrebte.
Die Mutter schraubte mit ihrem Anwalt im Gegenantrag das Umgangsrecht auf 3 Stunden an jedem Mittwoch herunter, während ich das volle mögliche Programm wollte:
- An jedem 2. Wochenende von Freitag 15 Uhr bis Sonntag 18 Uhr
- Die Hälfte der Schulferienzeiten (nicht Regelurlaub!)

Der "Kompromiss"-Vorschlag des "Jugend"-Amtes war identisch mit dem Antrag der KM!
(vergleiche den Schriftsatz des Jugendamtes unter "Wer nützt/schadet..")

Ich hatte das Glück, dass der Richter, der im Unterhaltsverfahren rein schematisch und ohne Gespür für die Situation urteilte, in diesem Fall ganze Arbeit machte: Er sprach mit allen Beteiligten, lernte die Mutter zum ersten Mal kennen, sprach auch mit dem Kind.

Im Termin machte er deutlich, dass er meinen Antrag für eine geeignete Grundlage halte. Als der Anwalt der Mutter entrüstet meinte, wie er das denn rechtfertigen wolle, entgegnete er sinngemäß: "Ich habe mit dem Kind gesprochen, ich weiß, was das Kind will und werde dafür sorgen, dass es bekommt, was es braucht!"

In Umgangsrechtsangelegenheiten streben die Gerichte VEREINBARUNGEN an. Das bedeutet, der Richter muss keine Entscheidung fällen, die dann in nächster Instanz angegriffen und rückgängig gemacht werden kann. Eine Vereinbarung ist bindend und verpflichtet die Vereinbarenden als SCHULDNER. Über den § 890 ZPO ist die Einhaltung sogar unter Androhung von Zwangsmaßnahmen einklagbar. Ich habe trotz Boykottveranstaltungen der Mutter jahrelang auf die Anwendung von Zwangsmaßnahmen verzichtet, um die belastete Beziehung nicht weiter zu verschärfen. Als die Mutter aber im Frühjahr 2002 Ansätze sah, den Hauptzweck der Vereinbarung - den gesicherten Umgang L.s mit ihrem Vater - über das Einklagen einer Einschränkung anzugreifen, bestand ich auf der Ausweitung der vollstreckbaren Ausfertigung auf beide Schuldnerparteien und alle Punkte der Vereinbarung.

In meinem Fall wurde auf Anraten des Richters vereinbart:
- Papawochenende alle 2 Wochen von Freitag 15 Uhr bis Sonntag 18 Uhr, als festes Raster über den Kalender wirksam
- Ferien mit dem Vater für etwa die Hälfte der Schulferienzeiten - das sind etwa 6 Wochen pro Jahr
- da die Weihnachtsferien für die Mutter vorbehalten bleiben, erhält die Tochter den 2. Weihnachtsfeiertag als Feiertag mit dem Vater

Mit der vom Richter empfohlenen Einigung auf meinen Antrag wurde der Mutter zum ersten Mal nach 4 Jahren klar gemacht, dass eine Mutter nicht nur heilig, souverän und unfehlbar ist. Zum ersten Mal hat unser System in einem kleinen Teilbereich zu einer selbstherrlichen Mutter gesagt: Hier ist Schluss!

Das hat L. und mir sehr gut getan. Die letzten 3 Jahre haben gezeigt, dass unter diesen Voraussetzungen eine optimale Vater-Tochter-Bindung funktionieren kann.

Natürlich ist damit nicht alles in bester Ordnung:
- L. kann immer noch nicht jederzeit zu mir kommen
- Ich erfahre von der Mutter über Hintergründe von Erziehung, Schule, etc nichts
- Die Mutter wirkt an der Einhaltung der Umgangszeiten nicht mit, hilft ihrer Tochter nicht, die benötigten Kleider, etc. zu richten
- Schon mehrfach wurde der Wunsch des Kindes, zu mir zu kommen, ohne Rücksprache mit mir als erzieherisches Druckmittel benutzt: "Du darfst erst zum Papa, wenn Du Dein Zimmer aufgeräumt hast!" Nicht nur, dass ich dann mit 30-50 min Verspätung ein weinendes Kind zu trösten hatte, meine Zeitplanung wurde glatt ignoriert und gekippt.
- L. erkennt die Schwächen der Regelung und reagiert mit dosierten Portionen gebrochener Solidarität, die so nicht nötig wären

Alle diese seit Jahren protokollierten Umstände führten jetzt zu meinem Antrag auf die Erteilung des gemeinsamen Sorgerechtes.
(vergleiche unter "Sorgerecht")

 

 

In der EMMA erschien 1995 ein bemerkenswerter Artikel von Uta König. Sie schildert ihre Einblicke in eine Mütterrunde, die das deutlich erkennen lässt, was auch wir Väter kritisch anmerken.

 

Wenn Mütter gehen

 

Uta König ist gegangen. Nach 18 Jahren. Und sie ist sauer auf die Frauen in der Müttergruppe, die ihr ein schlechtes Gewissen machen wollen. Denn sie findet: Die beste Mutter ist nicht immer die, die bleibt.

 

„Ich habe Marie im Bauch gehabt. Ich habe sie geboren. Ich habe sie gestillt. Ein geschlagenes Jahr lang! Ich bin doch die Mutter.“ Ilona spricht in weinerlich-aggressivem Tonfall über die „einmalige Beziehung“ zwischen Mutter und Kind. Bin ich im Kabarett? Von wegen.

Niemand lacht. Die Zuhörerinnen wirken angestrengt und ernst. Die mitfühlende Solidarität gilt Ilona, der Mutter. Die 42-jährige Exportkauffrau bangt seit der Trennung von ihrem Mann um das „Kindswohl“. Der Vater lasse sie und ihre sechsjährige Tochter nicht in Frieden leben. Er wolle mehr Zeit mit dem Kinde verbringen, begnüge sich nicht mit den zwei Wochenenden im Monat, die Ilona ihm zugeteilt hat. Außerdem sei er gegen das alleinige Sorgerecht für sie, die Mutter.

„Noch schöner! Was bildet der sich ein?“ empört sich Beate, 38, Diplompädagogin. „Wir Mütter“, erklärt die 40-jährige Verlagsfrau Verena, „lassen uns nicht auch noch diesen Machtbereich wegnehmen. Wir kämpfen für unsere Kinder.“

Die Mütter-Gruppe tagt. Fünf Frauen, die sich nach der Trennung vom Mann zu einer Art Schicksals-Gemeinschaft zusammengefunden haben. An jedem ersten Donnerstag im Monat treffen sie sich. In der Küche einer schönen Hamburger Altbauwohnung halten sie Kriegsrat. Es sind gutausgebildete und eloquente Frauen. Sie verfolgen ein gemeinsames Ziel: die rechtliche Entmündigung der Väter ihrer Kinder. Denn die wollen auch weiterhin mehr sein als nur Zahl-Väter oder Sonntags-Papis. Sie wollen sich mit den Müttern ihrer gemeinsamen Kinder das Sorgerecht teilen. Gleiche Rechte und Pflichten - auch nach der Scheidung.

„Er hat uns verlassen“, sagt Beate, „warum sollte ich ihm jetzt noch einen Gefallen tun? Nee, er soll mir in die Erziehung meiner Kinder nicht mehr reinreden können.“ Ich sehe mich um. Die Mütter-Runde schweigt und nickt. Sie scheint in dieser fatalen Symbiose von Mutter und Kind zu schwelgen, die keine Trennung zulässt zwischen der Paar- und der Eltern-Beziehung. Wenn der Mann geht, dann muss er gleichzeitig und automatisch auch Abschied nehmen von Tochter oder Sohn. Wenn er seine Frau nicht mehr liebt, dann liebt er auch die gemeinsamen Kinder nicht mehr. Dann - so die kollektive Unterstellung - will er mit seinem Wunsch nach gemeinsamem Sorgerecht nur die Mutter strafen, ihr ihre ursprüngliche, naturgegebene Domäne streitig machen. Er will ihr das Liebste entreißen, das Kind, diesen ihren lebendigen Besitz.

„Er hat uns verlassen“ - dieser Satz ist so entlarvend für das Selbstverständnis dieser Frauen, die sich für emanzipiert und politisch fortschrittlich halten. Das sind sie also, die modernen Mittelstands-Mütter: Sie arbeiten als Teilzeitkräfte in qualifizierten Berufen, bekochen ihren Nachwuchs ökologisch bewusst und rümpfen die Nase über die gehetzten Voll-Berufstätigen, die ohne Gewissensbisse auf die Schnelle Fischstäbchen aus der Tiefkühltruhe servieren. Mit „spießigen Hausfrauen“ hat der Mütter-Klub so wenig am Hut wie mit den eigenen Müttern oder Großmüttern, die - finanziell abhängig vom Mann - am Kreuz der Ehe festgenagelt waren. Aber diese ökonomisch selbstständigen Töchter haben sich als Mütter nicht freigemacht von diesem unerträglichen Geklammere, unter dem sie doch selber gelitten haben. Als Töchter. Und jetzt setzen sie alles dran, um ihren Töchtern diese Karikatur von Muttersein als Emanzipation zu verkaufen.

Im Konfliktfall - und darum geht es bei Trennung und Scheidung - entdecken Frauen seit neuestem den „Mutterinstinkt“ - ihre Waffe, um den Kindern den Vater zu entfremden oder ihn als „Störfaktor“ auszulöschen. Gekränkte und verletzte Frauen, die ihre unverarbeiteten Ehe-Konflikte auf Kosten der Kinder ausleben. Die Wut gegen den Mann wird in eine Wut gegen den Vater der Kinder umgemünzt. Vor ihm sollen sie geschützt werden. Aber eigentlich halten die Frauen den Kontakt zum Ex-Mann nicht aus. Gekämpft wird nicht gegen verantwortungslose Väter, die ihre Kinder lieblos behandeln. Hier geht es um Väter, die weiterhin eine lebendige Beziehung zu ihrem Kind leben wollen statt Zuwendung nach der Stoppuhr.

Ja, es macht mich wütend, wenn Mütter ihre Kinder wie ein Möbelstück besitzen wollen und es in der Auseinandersetzung mit dem Ex-Mann instrumentalisieren. Wütend, weil ich zu viele Mütter kenne, die froh wären, wenn der Vater sich nach der Trennung weiterhin liebevoll um die Kinder kümmern würde. Diese Mütter, die ständig bitten und betteln müssen, damit der Vater die versprochenen Ausflüge mit der Tochter oder dem Sohn auch einhält, erleben die Folgen väterlicher Gleichgültigkeit.

Zum Beispiel Rosemarie, 36, Sekretärin. Sie wird von ihrer 13-jährigen Hanna immer wieder gefragt: „Papa hat mich doch lieb, oder? Warum hat er keine Zeit für mich?“ Die Mutter wollte den Vater nicht schlecht machen und hat versucht, ihn gegenüber der Tochter zu „entschuldigen“: Hannas Kummer sollte gemildert werden mit Ausreden, mit Beschwichtigungen. „Meinen Zorn habe ich unterdrückt, habe immer gesagt, der Papa müsse so viel arbeiten. Er liebe sie, aber natürlich“, erzählt Rosemarie. Jetzt, drei Jahre nach der Trennung, hat Rosemarie das falsche Spiel beendet. Sie hat ihrem Ärger Luft gemacht. Hanna hat Klarheit, aber sie leidet unter Selbstzweifeln, meinte, sie sei es nicht wert, vom Vater geliebt zu werden.

Ja, ich weiß, wovon ich rede. Von Müttern wird automatisch erwartet, dass sie nach Trennung und Scheidung der „Lebensmittelpunkt“ ihrer Kinder sind, egal, ob die Eltern sich vorher die Verantwortung geteilt oder der Vater sogar die Rolle der Hauptbezugsperson übernommen hatte.

Als ich mich vor drei Jahren von meinem Mann trennte und aus der Wohnung auszog, musste ich mich so manches Mal rechtfertigen, dass ich meine Kinder nicht mitgenommen hatte, vor allem bei Frauen: „Aber du bist doch die Mutter!“

Plötzlich war es unerheblich geworden, dass der Vater unserer Töchter, der heute 18-jährigen schwer behinderten Anna und der elfjährigen Maxie, freiwillig beruflich kürzer getreten war und mir den Part der Haupternährerin der Familie überlassen hatte. Ich konnte immer beruhigt meiner Arbeit nachgehen, da ich die Kinder in guter väterlicher Obhut wusste. Ich war eine Feierabend- und Wochenend-Mutter, die Fragen zu hören kriegte, die Vätern nur selten gestellt werden: Hast du auf Dienstreisen nicht Sehnsucht nach deinen Kindern? Kommt dein Muttersein nicht zu kurz? Frauen werden in erster Linie als Mütter wahrgenommen, während Männer immer Männer bleiben.

Sehnsucht, der Wunsch, mehr Zeit mit den Kindern verbringen zu wollen diese Gefühle sind menschlich. Sie sind nicht an mein biologisches Muttersein geknüpft. Nach der Trennung habe ich sehr heftig darunter gelitten, dass ich all das nicht mehr hatte, was ich vorher so schön fand: Das gemeinsame Frühstück mit den Töchtern, dieses selbstverständliche Zusammensein - ohne vorherige elterliche Absprache wie jetzt.

Doch diesen Preis musste ich zahlen, wenn ich die Kinder nicht zerreißen wollte. In dieser ersten Phase nach der Trennung hatte ich manchmal Angst, dass ich meiner kleineren Tochter fremd werde, wenn sie mich zwar häufig besucht, aber nicht mehr mit mir lebt. Da tat es dann schon verdammt weh, wenn andere Mütter mir - unterschwellig aggressiv - beteuerten, sie liebten ihr Kind viel zu sehr, um es dem Vater zu überlassen. Aber dann war es doch sehr befreiend für mich zu erleben, wie ein Kind seinen Schmerz über die Trennung der Eltern verarbeiten kann, wenn ihm durch mütterliches Gezerre nicht noch Loyalitätskonflikte und Schuldgefühle aufgeladen werden. Jede dritte Ehe wird geschieden. Jedes Jahr sind 150.000 Kinder betroffen. Etwa zwei Millionen von ihnen leben derzeit in einer Ein-Eltern-Familie, 1,75 Millionen bei der Mutter, 265.000 beim Vater. Jedes zweite Trennungskind verliert den Kontakt zum Vater vollständig. Nur jedes vierte Kind, so das Ergebnis einer Studie der Hamburger Soziologin Anneke Napp-Peters, hat nach Trennung und Scheidung eine „enge und herzliche“ Beziehung zum Vater. Massenhaft machen sich Väter für ihre Kinder unsichtbar, gerade so, als müssten sie vor ihrem Nachwuchs flüchten. Merkwürdig nur, dass allein erziehende Mütter nicht mehr väterliche Präsenz einfordern. Im Gegenteil: „Gerade richtig“ finden zwei Drittel von ihnen die Zeit, die der Vater mit dem gemeinsamen Kind verbringt. Das heißt für viele Kinder und Väter: möglichst selten oder gar nicht. Denn 56 Prozent der allein erziehenden Mütter versuchen, den nicht sorgeberechtigten Vater „so weit wie möglich aus der Erziehung herauszuhalten“. Was die Wissenschaftlerinnen des Deutschen Jugend Instituts (DJI) in München erforscht haben, deckt sich zumindest nicht mit der breiten öffentlichen Kritik, die Vätern vorwirft, nach Trennung oder Scheidung die Mütter mit der Verantwortung für die Kinder alleine zu lassen. Die Betroffenen selbst scheinen in ihrer Mehrheit keinen gesteigerten Wert auf verstärktes väterliches Engagement zu legen.

Verena, Lehrerin, 40 Jahre alt und Mutter der zehnjährigen Lisa, beklagt sich darüber, dass Vater Jens am letzten Wochenende wieder auf die bequeme Tour das Kind ernährt habe - mit Hilfe des Pizza-Bestellservice. Außerdem habe der unfreiwillige Wochenend-Papa das Töchterchen mit auf den Fußballplatz geschleppt, eine Unternehmung, die die Mutter ebenfalls missbilligt. Auf Nachfrage kann Verena nicht bestätigen, dass sich Pizza und Fußballspiel negativ auf die seelisch-körperliche Entwicklung eines Mädchen auswirken. Sie fragt sich auch nicht, ob ihre Tochter gern mit dem Vater zusammen ist. Sie will überhaupt nicht wissen, ob die Tochter Spaß mit dem Vater hatte. Denn Wissen macht ihr Angst. Verlustangst. Verena drückt es so aus: „Wenn Lisa das Wochenende bei ihrem Vater verbringt, dann ist plötzlich alles so leer, so still. Ich komme irgendwie nicht zur Ruhe.“

Nach diesem Ausbruch an Ehrlichkeit kehren die Mütter fix zur Tagesordnung zurück. Verenas spontane Selbsterkenntnis würde durch jede Nachfrage nur Unruhe und Zweifel auslösen, auch den Kampfgeist schwächen. Mütter, die sich darüber klar werden, dass sie sich ohne ihre Kinder amputiert und einsam fühlen, verraten zu viel von ihrer Angst. Reih-um werden die aktuellsten „Sünden“ der Väter aufgezählt. Beate berichtet, Ex-Ehemann Frank habe ihre Sarah ausgerechnet am verkaufsoffenen Samstag mit in den überfüllten und stickigen Baumarkt genommen (nach Ansicht der Mutter wäre ein Spaziergang an der frischen Luft sinnvoller gewesen). Beate: „Und dann hat er sie Nägel in die Wand hauen lassen. Ihr linker Daumen war noch am Montag ganz blau.“ Die siebenjährige Sarah hat ihrem Vater beim Bilderaufhängen geholfen. Hat sie sich darüber beschwert? „Nein“, sagt Beate, „Sarah redet nie schlecht über ihren Vater. Sie ist ein loyales Kind.“

Solange wir nicht die Hälfte der Macht in der Welt haben, geben wir kein Stück unser Macht als Mütter ab!

Vater Peter hat mit seiner Tochter Katharina ein Pipi-Langstrumpf-Video angeschaut, obgleich die Mutter ihm angeraten hatte, ein Buch vorzulegen. In lauter Lächerlichkeiten erschöpfen sich die Beschwerden dieser Mütter über die angebliche Erziehungsunfähigkeit der Väter. Machen die Väter attraktive Ausflüge, dann werden sie als Verwöhn-Papas gegeißelt. Faulenzen sie mit ihren Kindern oder gucken mit ihnen fern, dann sind sie einfallslose und desinteressierte Pädagogen. Wie auch immer: Wer keine stichhaltigen Argumente hat, um einem Elternteil das Recht der gemeinsamen Sorge zu nehmen, veranstaltet diesen Terror, der mürbe machen soll. Vor dem Familienrichter haben die Mütter allemal die besseren Karten. Wenn sie dem väterlichen Antrag auf gemeinsame Sorge nicht zustimmen, dann wird nichts aus der geteilten Verantwortung. Nicht einmal eine Begründung müssen sie dafür liefern, warum sie ihren Ex-Mann bei der Erziehung der Kinder kaltstellen wollen. Denn die gemeinsame Sorge ist seit einem Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts vor 13 Jahren nur erlaubt, wenn die Eltern sich einig sind. Heute bleibt den Vätern meist nur das „Umgangsrecht“. Dieser Status macht sie vom guten Willen der Mütter abhängig, wenn sie außerhalb der festgelegten und begrenzten Besuchszeit spontan mit ihren Kindern zusammen sein wollen. Nur wenn die Mutter es ausdrücklich erlaubt, darf der umgangsberechtigte Vater sich in Kindergarten oder Schule Auskünfte über sein Kind einholen. Er darf seine Unterschrift nicht mehr unter die Einwilligungserklärung setzen, wenn das Kind operiert werden muss. Für Väter, die im Alltag ihrer Kinder keine Randfiguren waren, ist das bitter.

Was für ein Kampf wird da ausgefochten? Welche Energien werden da verschleudert? Seit einer Stunde höre ich zu - und fühle mich als Mutter meilenweit entfernt von der Runde am Küchentisch. „Geh da mal hin“, hatte eine Kollegin gesagt. Ich hatte mich gerade von meinem Mann getrennt und mit der Scheidung das gemeinsame Sorgerecht für unsere Kinder beantragt.

„Wir sind feministische Mütter“, erläuterte mir Ilona am Telefon und las mir gleich die „Unverschämtheiten“ aus dem neuesten Schriftsatz des Anwalts ihres Ex-Mannes vor. Der weigerte sich nicht etwa den Unterhalt für Marie nach der Düsseldorfer Tabelle zu zahlen, der fragte nur zum wiederholten Male an, ob die Mutter wirklich in Maries Interesse handele, wenn sie dem Kind spontane Besuche beim Vater verbiete. Ich fragte erschrocken: „Quält und schlägt er das Kind?“

Nein, Marie müsse zur Ruhe kommen. Sie brauche jetzt mehr denn je ihre Mutter. „Du verstehst das doch“, sagte Ilona fordernd. Nein, ich kapierte überhaupt nichts. Nun war ich wirklich gespannt auf diese Müttergruppe, die sich feministisch nennt.

Feministisch? Diplom-Pädagogin Beate will mich unverzüglich auf den neusten Stand der Erkenntnis bringen: „Wir wollen die Hälfte der Macht in der Gesellschaft. Aber solange wir die nicht haben, geben wir kein Stück von unserer Macht als Mütter ab.“

Jetzt habe ich es begriffen: Die Mütter bleiben freiwillig in der alten Mutterschafts-Falle sitzen, sie opfern sich auf für ihre lieben Kleinen, bis ihnen eines Tages - wie aus heiterem Himmel - die Hälfte der Macht in Wirtschaft und Politik zufällt. Dann sind die Mütter auch bereit, einen Teil ihrer privaten Macht abzugeben. Dann dürfen Väter auch nach Trennung und Scheidung mehr sein als Phantomgestalten im Leben der Kinder. Soll die Minderheit von Männern, die sich nicht aus dem Staub machen wollen, hier und heute für die gesellschaftliche Ohnmacht von Frauen bestraft werden und die Kinder gleich mit? Als „neue Männer“ wurden mütterliche Väter von Frauen herbeigesehnt und sodann als Exoten bejubelt.

Fürsorgliche Männer waren gefragt. Entlasteten sie doch die Frauen, wenn sie sich gleichberechtigt an Haushalt und Kindererziehung beteiligten. Solange sie in der Familie lebten, durften sie Mutter spielen. Aber mit der Trennung besinnen sich plötzlich und in letzter Zeit immer häufiger die biologischen Mütter auf ihre angebliche Vorrangstellung im Leben der Kinder. Weibliche Rache für ein schwaches Selbstwertgefühl? Das alleinige Sorgerecht - ein Machtinstrument für Frauen, um die Männer zu zwingen, ihnen gesellschaftlich die Macht zu geben, auf die sie Anspruch haben? Nie mehr darf eine dieser Mütter über ihre Doppelbelastung durch Kind und Beruf klagen! Selber Schuld. Sie wollen sich ja nicht entlasten und befreien, werden die Väter schreien. Vielleicht ist es ganz einfach so, dass die neuen Männer, die sich auch für Kinder zuständig fühlen und ihren Erziehungs-Part  geleistet haben, von den Müttern so sehr als bedrohliche Konkurrenz empfunden werden, dass sie sich auf den Mythos Mutterliebe zurückziehen müssen. Der Griff in die ideologische Mottenkiste, getarnt als neue feministische Strategie.

Was zum Beispiel Sibylla Flügge, Mitherausgeberin der feministischen Rechtszeitschrift „Streit“ zu Papier gebracht hat, müsste jeden kinderfreundlichen Menschen nach einem Anwalt für die Interessenvertretung der unmündigen Kinder und Jugendlichen schreien lassen. Die Juristin räsoniert: „Der Vorteil, den sich Mütter von der faktischen Alleinverantwortung versprechen können, ist die Liebe des Kindes, aber auch die daraus resultierende Kontroll- und Herrschaftsgewalt.“

Noch sind die Kinder zu klein, um gegen die mütterliche Kontrolle aufzubegehren. Aber aus den Schilderungen dieser Mütter wird deutlich: Die Kleinen haben ein sehr feines Gespür für die Feindseligkeiten zwischen ihren Eltern und verhalten sich entsprechend. Sie erzählen von sich aus nicht, was sie bei ihrem Papa Tolles gemacht haben. Sie verstecken ihre Freude, wissen sie doch, dass Mama sonst unglücklich ist. „Alles, aber auch alles muss ich Katharina aus der Nase ziehen. Manchmal ist sie richtig störrisch“, erzählt Mutter Sabine und fasst sich als pädagogisch geschulte Lehrerin nicht an die eigene Nase. Betroffenheit macht manchmal blind.

„Wir Mütter“ - sie sind sich ja alle so einig in ihrer Gefühligkeit, in ihrem weiblichen Bewusstsein, das ihnen tief drinnen, irgendwo im Bauch, die Botschaft zuraunt: Nur die Mutter ist Garantin für das seelische und körperliche Wohlbefinden des Kindes. Natur-Mutter-Macht.

Mir wird fast schlecht. Ich höre weiter zu - und denke an die Kinder, denen unter Berufung auf ein unergründlich urwüchsiges Gefühl die Luft zum Atmen genommen wird. Und diese Mütter schauen so unfroh in die Welt. Kein Wunder. Sie müssen sich und den Vätern ihrer Kinder ständig beweisen, wie unentbehrlich sie sind.

Zwischenrufe: Seid doch froh, dass die Väter eurer Kinder sich kümmern wollen! Gebt ihnen Alltag! Das gibt euch Freiheit! Jeder gute Vater ist ein Gewinn für die Emanzipation der Töchter!

Die Frauen schauen mich an, misstrauisch und wütend. Verräterin. Nur eine kalte, gefühllose Mutter kann so sprechen. Ich bin keine „Löwin“. Ich bin in ihren Augen wohl eher eine Rabenmutter. Ich habe mir auch schon vor diesem Abend mit der Mütter-Gruppe von Müttern anhören müssen, ob mir mein Beruf etwa wichtiger sei als meine Kinder.

Kinder, die nicht Angst haben müssen, die Liebe eines Elternteils zu verlieren und wissen, dass sie Vater wie Mutter lieben dürfen, verlieren nicht ihre Unbefangenheit zu erzählen, was sie bei Vater oder Mutter Aufregendes oder Schönes erlebt haben. Die Trennung der Eltern wird erst dann zur Katastrophe fürs Kind, wenn es von den Erwachsenen innerlich zerrissen wird und keinem Gefühl mehr trauen kann. Ilona fühlt sich nun beleidigt: „Solche Töne sind wir nur von kinderlosen Frauen und von Männern gewohnt.“ Das Feindbild ist klar:

Jede Mutter, die sich dafür stark macht, dass Kinder nach der Trennung auch ein normales Leben mit dem Vater haben können, muss falsch programmiert sein.

Einwand: „Aber Töchter gehören doch zur Mutter!“ - Antwort: „Nein, nicht automatisch.“ - „Hast du denn keine Angst, die Kinder an ihn zu verlieren?“ - „Nein. Sie leben nicht im Gefängnis.“ - „Kann der Vater deinen Kindern geben, was du geben kannst?“ - „Nein. Er ist anders, nicht besser und nicht schlechter als ich.“

Die Emotionen schlagen hoch. Diese Mütter haben nichts verstanden, weil sie nichts verstehen wollen. Weil sie als Mutter-Tiere in der Opfer-Haltung verharren müssen. Und in der Gruppe bestärken sie sich gegenseitig. Selbsthilfe für mehr Selbstmitleid. Nur schlichte Gegenfragen: Warum soll ein Vater, der sich bisher fürsorglich und zärtlich um die Töchter gekümmert hat, nach der Trennung plötzlich ein erziehungsunfähiges Monster sein? „Deine Tochter“, ruft Karina aufgeregt dazwischen, „wird dir eines Tages den Vorwurf machen, dass du nicht um sie gekämpft hast“. Warum? Weil ich ihr nicht den Vater weggenommen habe?

Zwecklos, in diesem Kreis darüber zu diskutieren, dass Töchter, die mit liebevollen Vätern aufwachsen, eher die Chance haben, sich frei von Rollenklischees zu entwickeln. Stärker, mutiger und selbstbewusster sind diese Mädchen. Männer trauen sich mehr zu - und damit meist auch ihren Töchtern. Nach drei Stunden am Küchentisch der Mütter-Gruppe möchte ich die Kinder vor diesen Mütter beschützen, sie in die Obhut der Väter geben. Meine 18-jährige Tochter Anna kann ich nicht fragen, wie sie die Trennung ihrer Eltern verkraftet und den Auszug ihrer Mutter erlebt hat. Anna ist gehörlos, auf einem Auge blind und geistig behindert. Für sie war es besonders wichtig, in ihrer gewohnten Umgebung bleiben zu können, da sie sich dort gut orientieren kann. Für die elfjährige Maxie aber war eine Welt zusammengebrochen. Sie half sich selbst, indem sie ihre Klassenkameradinnen interviewte, um herauszufinden, wie das denn so ist, wenn Eltern nicht mehr  zusammenleben. Zunächst tröstete sie sich damit, dass „sowas ja ziemlich oft vorkommt“. Sie wunderte sich nur, warum sie von anderen Scheidungskindern gefragt wurde, warum sie nicht ständig bei ihrer Mutter lebe. Heute spricht sie offen über ihren Schmerz und ihre Wut auf die „doofen“ Eltern, die doch hätten zusammenbleiben sollen.

Meine/unsere Tochter Maxie sagt aber auch: „Ihr streitet euch nicht mehr. Das ist gut. Und ich habe keinen von euch verloren.“

 

UTA KÖNIG (aus: „EMMA“ Nov/Dez 1995, Seiten 42-44)

 

Diesen Einblick in die mütterliche Gedankenwelt hat ein Vater in Kurzfassung skizziert:

1.)    Leider hat das Gericht eine verbindliche Umgangsregelung bestimmt, wegen des blöden und kindeswohlfeindlichen "modernen" Geschwafels, dass Kinder "beide" Eltern bräuchten. Damit pfuscht mir mein Scheiß-Ex doch wieder in meine persönliche Planung herein, indem ich mich DARAN halten muss und nicht mehr FREI selber bestimmen kann. Ich will mir aber von meinem Ex nicht mehr "reinplanen" lassen, auch nicht in MEINEN Erziehungsstil, sonst hätten wir uns ja nicht trennen müssen.

2.)    Das Kind braucht keinen unbelasteten UND regelmäßigen UND umfangreichen Umgang zum Vater für eine gute Erziehung und seine psychisch positive Entwicklung. Denn ich bin doch seine Mutter, und DAS ist vollkommenen ausreichend und alles, was das Kind wirklich braucht.

3.)    In den Ferien hat der Vater (leider) wohl auch "Umgangsrecht". Davon habe ich gehört. Aber das kann sich ja wohl nur auf die Sommerferien beziehen, alles andere wäre ja wohl eine Zumutung und eine Einmischung in meine freie Lebensplanung. Das wäre ja noch schöner. Das ist im übrigen eh schon zuviel Umgang. Das Kind kommt wohlmöglich gar nicht gut damit klar, so lange an einem Stück beim Vater zu sein. Wohlmöglich wird es dann so verwirrt sein, dass es wohlmöglich auf einmal noch mehr beim Vater sein möchte. Das arme Kind. Es hat sich gerade so GUT daran gewöhnt, dass sein Lebensmittelpunkt natürlich bei mir ist. Ich muss es unbedingt vor dem Vater schützen.

4.)    Zuviel Umgangstage für den Vater birgt auch die Gefahr, dass der Umgang nicht mehr nur als "Besuch" bei Familiengericht gewertet wird. Dann denken die, der Vater erzieht auch sein Kind. So ein Quatsch. Ich bin ALLEIN ERZIEHEND und bin ALLEIN verantwortlich! Und dann streichen die mir einen Teil des Kindesunterhalts, weil der Vater ja auch was "verbraucht", und wohlmöglich noch einen Teil meines mir zustehenden Ehegattenunterhalts. Ich habe gehört, dass neuerdings hin und wieder so dämliche väterfreundliche Familienrichter so urteilen beim Unterhalt. Nix da, wenig Umgang = nur Besucher = voller Unterhalt an mich für mich und mein Kind. Gut so.

 

 

 

 

  

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